Wer den Film kennt, dem ich mich heute widmen möchte, der konnte bereits dem Beitragstitel entnehmen, worum es heute geht. Im englischen Original wird der in meinen Augen schönste Satz des Films in voller Länge so gesagt: „Buildings burn, people die, but real love is forever.“ – Die Rede ist natürlich von einem Klassiker: „The Crow – Die Krähe“.
Der Film hat mich schon fasziniert bevor ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Es handelt sich dabei um eine Comicverfilmung aus dem Jahre 1994. Eine von Unfällen geprägte Produktion, die ein unfertiges Produkt zur Legende machte. Aber immer der Reihe nach.
Ich versuche Spoiler zu vermeiden für diejenigen, die den Film noch nicht gesehen haben. Aber ganz vermeiden lässt es sich manchmal nicht. Das nur als Warnung!
Die Geschichte
„Wir Menschen haben früher geglaubt, wenn jemand stirbt, bringt eine Krähe ihre Seelen in das Land der Toten. Aber manchmal passiert etwas ganz besonders schlimmes, das so furchtbar traurig ist, dass die Seele keine Ruhe findet. Und manchmal – aber sehr selten – kann die Krähe diese Seele wieder zurückbringen, damit sie den Fehler korrigiert.“
Mit diesen Worten beginnt der Film. Im Prinzip weiß man in etwa also von Beginn an worum es gehen wird. Denn offensichtlich wird etwas schreckliches passieren, wobei jemand stirbt. Derjenige wird zurückkommen und „den Fehler korrigieren“.
Die Stadt, in der die Geschichte spielt, ist eine Mischung aus „Blade Runner“ und „Max Payne“ – nur ohne Science Fiction Elemente. Aber es regnet viel, es ist düster, auf den Straßen geht es zu wie auf einer 24/7-Mai-Demonstration. Dazu eine große Portion Gothic und wir haben ein finsteres Ambiente, das jede Menge Interpretationsspielraum bietet.
Der Gitarrist Eric Draven, gespielt von Brandon Lee, und dessen Verlobte Shelly Webster werden in der Nacht vor Halloween – im Film „Nacht des Teufels“ genannt – in ihrer Wohnung von einem Schlägertrupp überfallen. Dabei kommen beide auf sehr unschöne Art und Weise ums Leben.
Ein Jahr später erwacht Eric wieder zum Leben und beginnt, mit ein paar netten Fähigkeiten ausgestattet, einen sehr persönlichen Rachefeldzug. Trotz der postapokalyptischen Szenerie und der weitestgehend durchschaubaren Handlung sind sehr viele detailreiche und gefühlvolle Elemente im Film. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich den Film als „romantischen Schießfilm“ bezeichnen.
Personen wie die kleine Sarah oder Sergeant Albrecht bringen viel Emotion in die Handlung. Der Soundtrack tut sein übriges. Graeme Revell und die Stone Temple Pilots wurden für ihre musikalischen Beiträge ausgezeichnet. Der Song „Burn“ von The Cure ist längst Kult.
Der Hauptdarsteller
Brandon Lee hat zum Zeitpunkt der Dreharbeiten seine Schauspielkarriere mehr oder weniger gerade erst begonnen. Der Sohn von Bruce Lee hat bereits ein paar Filme gedreht und alles sieht nach einer perspektivreichen Laufbahn aus. Doch trotz offensichtlicher Ambitionen und geplanter Hochzeit mit seiner Verlobten Eliza Hutton nach Beenden der Dreharbeiten, hatte das Schicksal etwas anderes mit ihm vor. Während der Dreharbeiten zu dem Verbrechen, das den Protagonisten angetan wird, wird Lee tödlich verletzt und stirbt Stunden später im Krankenhaus. Im Lauf, der auf ihn abgefeuerten Waffe, war noch ein Projektil. Dieses wurde durch die eigentlich gezündete Platzpatrone zum tödlichen Geschoss. Die Polizei entschied nach langer Prüfung, dass es sich um einen Unfall handelte. Eine spätere Zivilklage seiner Mutter gegen das Studio wurde außergerichtlich beigelegt. Auf Wunsch der Familie wurde der Film aber trotzdem fertiggestellt. Dies dauerte ein ganzes Jahr. Es fehlten ja noch einige Szenen. Eine Hand voll Szenen mussten also ohne Brandon gedreht werden. Dass man dies schaffte war mit den damaligen technischen Möglichkeiten geradezu revolutionär. Es sind hauptsächlich kurze Szenen, dennoch musste man einen Mix aus Doublen und computergestützter Nachbearbeitung anwenden. Ein schönes Beispiel ist das Geschehen in der Wohnung nach seinem Auferstehen. Die komplette Handlung innerhalb dieses Abschnitts wird Lee durch ein Double vertreten. Man sieht dabei nur zwei Mal sein Gesicht. Einmal im Spiegel und zum Schluss am Fenster als es blitzt. In beiden Fällen wurde dem Double digital das Gesicht Lees aus anderen Szenen aufgesetzt. Das nur als Beispiel.
Leider musste eine für das Verständnis der Handlung wichtige Figur und sämtliche dazu bereits gedrehten Szenen gestrichen werden, weil man Lee dort nicht hätte ersetzen können. Der sogenannte „Skullcowboy“ hat eigentlich eine ähnliche Bedeutung wie der alte Ghostrider im gleichnamigen Film. Er erklärt Eric warum er zurückkehrte, was er nun für Fähigkeiten hat und will ihn am Ende auch davon abhalten die Kirche zu betreten.
Der Tod von Brandon Lee war die Spitze einer Serie von Unfällen, die den Dreh des Films begleiteten. Ein Crewmitglied erlitt gleich am ersten Drehtag Verbrennungen. Er saß auf einem Metallträger und ein Starkstromkabel fiel auf eben jenen Träger. Ein Maskenbildner hatte einen schweren Autounfall, ein Transporter voller Equipment brannte ab. Als wenn das noch nicht genug wäre, kam die gesamte Presseabteilung bei einem weiteren Autounfall ums Leben. Die „kleineren“ Unfälle habe ich jetzt außen vor gelassen.
Fortsetzungen
Ja, es gibt verschiedene Fortsetzungen – drei an der Zahl. Ich habe allerdings nur den zweiten Teil gesehen. Die beiden Filme haben außer dem Titel und Grundzügen des Krähenszenarios nicht viel miteinander zu tun. Das wäre auch noch unglaubwürdiger. Aber auch qualitativ konnte der zweite Teil nicht im Ansatz an das Original anknüpfen. Ich persönlich rate zumindest von der von mir gesehenen Fortsetzung ab. Es gibt einfach eine große Zahl Filme, bei denen man Fortsetzungen unterlassen sollte. „The Crow – Die Krähe“ gehört eindeutig dazu.
Mein persönliches Urteil
Ich liebe diesen Film und habe ihn schon unzählige Male gesehen. Die Freigabe ab 18 hat durchaus ihre Berechtigung. Dennoch finde ich, dass die Handlung eine Tiefe aufweist, die den Film von vielen anderen unterscheidet, die Gewalt als zentrales Werkzeug des Geschehens nutzen. Es sind die kleinen Dinge, die den Film besonders machen: Die Bekehrung von Darla, die Beziehungen zwischen Eric, Sarah und Sgt. Albrecht.
Gerade die ungekürzte Fassung ist nichts für zartbesaitete Menschen, die ein Problem mit Gewaltdarstellung haben. Trotz der Liebe zweier Menschen als Leitmotiv eignet er sich also nur bedingt für einen kuschligen DVD-Abend. Aber Freunde von düsterer Romantik, Steampunk, Gothic, Magie und Action werden auf ihre Kosten kommen. Es ist manchmal schwer sich für ältere Filme zu begeistern, deren Spezialeffekte und weitere Techniken mit aktuellen Werken nicht mithalten können. Dennoch ist es wie in vielen Bereichen elektronischer Unterhaltung: Es gibt Perlen, die mit Elementen arbeiten, die heute längst vergessen scheinen, und so eine Atmosphäre schaffen, die man in aktuellen Leinwanderlebnissen vergeblich sucht. Sei es der gezielte und sorgfältig ausgewählte Einsatz von Musik und Sound oder das einfache Wirken von Kulissen. Heutzutage sind die Filme genauso hektisch wie der Alltag. Was nicht heißt, dass ich aktuelle Filme nicht mag. Aber es gibt einfach gravierende Unterschiede. Nicht jeder ist für alte und neue Filme gleichermaßen zu begeistern.
Abschließend noch ein Tipp für Neugierige, die den Film nicht ihr Eigen nennen, aber mal reinschauen möchten. Ich bin mir der rechtlichen Situation nicht ganz bewusst, weshalb ich keinen Link setzen werde. Aber in einem sehr populären Videoportal, indem du sprichwörtlich in die Röhre guckst, kann man die gekürzte Fassung in voller Länge finden. Wem der Film gefällt, sollte ihn aber so oder so kaufen. Aus diesem Grund werden alle meine Filmposts auch immer ein eigens geschossenes Foto der DVD haben.
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Ich bin auf Kommentare gespannt. Sagt mir eure Meinung zum Film, aber auch zu meinem Gebrabbel. Möchtet ihr vielleicht ganz andere Dinge an den Filmen beleuchtet haben, über die ich schreibe? Die nächsten werden besser, die schreibe ich dann nicht unter Zeitdruck – hoffe ich!