Auch wenn die Resonanz auf meinen letzten Artikel zum Roman „Gut gegen Nordwind“ nicht wirklich groß war, so möchte ich nun auf das dort erwähnte zweite Buch von Daniel Glattauer eingehen, das mich fesselte und immer wieder in seinen Bann zieht.
Jeder, der noch vorhat das erste Buch zu lesen, sollte hier aufhören und erst danach meinen Beitrag weiterlesen!
Zum Einstimmen aber nochmal ein Ausschnitt aus der Bühnenfassung des Ensembles des Josephstadt-Theaters:
Der unerwartete Erfolg Glattauers und der aus dem Ende der Geschichte resultierende Druck der Leserschaft führte dazu, dass der Autor im positiven Sinne dazu genötigt war eine Fortsetzung zu schreiben. Der Knall, der Bruch – wie auch immer man es auch nennen möchte; es war ein brutaler Cut, mit dem Glattauer den ersten Teil ja fast schon abbricht.
Mit „Alle sieben Wellen“ folgte eine Fortsetzung, die so nicht zu erwarten war, aber letzten Endes alle Erwartungen erfüllt. Sie füllt die Leere, die Leos Flucht und Emmis Zweifel hinterließen. Leo Leike kehrt aus Boston zurück und Emmi Rothner erreicht ihn nachdem sie ein Jahr lang immer wieder die automatischen Antworten des „Systemmanagers“ hinnehmen musste.
Doch wer nun ein harmonisches digitales Liebesgeflüster erwartet, liegt falsch. Im Gegenteil – die beiden beginnen zwar wieder ihre E-Mail-Kommunikation, aber auf Grund dessen, dass beide ihre eigenen Beweggründe haben, entsteht eine Reihe Konflikte. Leo ging nach Boston in dem festen Glauben, dass Emmi sich gegen ihn entschieden hatte. Denn die letzte Mail hatte ihn ja bereits nicht mehr erreicht. Emmi hingegen befindet sich in einem Wechselbad der Gefühle und möchte zumindest die Vergangenheit aufarbeiten. Und so kommt es rasch dazu was in „Gut gegen Nordwind“ immer wieder ausblieb: Ein Treffen. Wie? Nun, hier mal ein passender Auszug aus der Bühnenfassung:
Leo hat in Boston eine Freundin kennengelernt und ist mit dieser zusammen. Sie steht so natürlich zwischen den beiden Protagonisten. Leo fühlt sich ihr verpflichtet, glaubt an die Ehe von Emmi und Bernhard und sperrt seine Gefühle in seinen „Gefühlsschrank“. Emmi macht eigentlich kein Geheimnis aus ihrer Eifersucht, gesteht sich und Leo aber den Grund dafür nicht ein. So reden respektive schreiben beide sich Schritt für Schritt in den alten Rausch gepaart mit ähnlichen Blockaden.
Kaum sind die Schmetterlinge auf dem Weg in die Freiheit, tut Leo wieder einmal genau das Richtige zu einem völlig bescheuerten Zeitpunkt: Er erzählt Emmi von der E-Mail, die Bernhard ihm damals schrieb. Die Konsequenz, die sie daraus zieht ist radikal und für mich persönlich nur teilweise nachvollziehbar.
So, und damit höre ich wieder rechtzeitig auf, bevor ich zu viel verrate. Es folgt noch so viel, dass ich mich selbst bremsen muss nicht weiter ins Detail zu gehen.
Ich verehre beide Bücher gleichermaßen. Es macht immer wieder Spaß sich damit auseinanderzusetzen. Immer fallen mir andere Sätze besonders ins Auge. Das hängt auch immer von der eigenen Gefühlslage ab.
Wie zwischenzeitlich schon erwähnt, hat es auch „Alle sieben Wellen“ auf die Bühne geschafft. Das Stück wurde glücklicherweise mit gleicher Besetzung wie der erste Teil in den Wiener Kammerspielen aufgeführt: Ruth Brauer-Kvam und Alexander Pschill laufen zur Höchstform auf. Einfach nur großartig!
Ich habe keine Ahnung, ob diese Bücher bzw. die Bühnenfassungen etwas für meine bisher sehr kleine, aber weitestgehend treue und erlesene Leserschaft sind. Auch ein solcher Kommentar würde mir helfen bei zukünftiger Themenwahl. Nein, ich möchte mich nicht für das geneigte Publikum verbiegen. Aber ich habe, wenn auch wenig Zeit zum Schreiben da ist, noch so viel im Kopf worüber ich gerne schreiben würde. Und warum sollte ich also nicht mit den Dingen beginnen, die den bisherigen Lesern gefallen und somit in gewisser Weise ein kleines „Dankeschön“ darstellen sollen.
In diesem Sinne: ich würde mich wirklich freuen, wenn ein wenig Resonanz kommen würde. Ob via Kommentar, E-Mail oder Brieftaube – da will ich der Kreativität keine Grenzen setzen. Wenn es demnächst wieder so stark regnet, wäre sogar eine Flaschenpost nicht ganz abwegig.
Hier noch ein paar ergänzende Videos zu und mit Daniel Glattauer:
(Entschuldigt die Flut an Videos. Aber wer auf den Geschmack gekommen ist, dem möchte ich damit eine kleine Freude machen. Die Sicht des Autors ist immer interessant, weil sie sich selten mit der der Leser gänzlich deckt.)