
Ich möchte mich mal wieder einem Film widmen. Da ich heute bereits anderweitig über dieses Meisterwerk gestolpert bin, dreht sich im Folgenden alles um die Verfilmung von „Der Club der toten Dichter“ aus dem Jahr 1989.
In meiner Schulzeit habe ich im Englischunterricht sowohl das Buch als auch den Film behandelt. Oft besteht zwischen dem geschriebenen Wort und der Verfilmung eine deutliche Diskrepanz. Dies ist hier meiner Meinung nach nicht der Fall.
In „Der Club der toten Dichter“ geht es um eine für die 50er Jahre in Amerika gängige Privatschule. In diesen Einrichtungen war es üblich die Schüler mit nahezu militärischem Drill zur Elite des Landes zu formen. Ob dabei Persönlichkeit auf der Strecke blieb oder nicht, war den Beteiligten im Prinzip egal. Die Schule wurde am Erfolg seiner Absolventen gemessen.
Viele der am Film beteiligten Erwachsenen haben ihrer Zeit selbst solche Privatschulen besucht. Überhaupt spielte für Regisseur Peter Weir die absolute Hauptrolle eine authentische Geschichte zu erzählen.
Aber kommen wir zum Inhalt: Ein neues Schuljahr an der Welton Academy beginnt. Neue Schüler gesellen sich zu alteingesessenen und auch ein neuer Lehrer – selbst Absolvent – bereichert das Kollegium. Bei letzterem handelt es sich um John Keating gespielt von Robin Williams, der im Fach Englisch unterrichtet. Schon in den ersten Minuten wird seiner Klasse klar, dass dies kein normaler Lehrer ist. Er verlässt mit ihnen das Klassenzimmer, lässt sie Teile aus Lehrbüchern herausreißen und versucht ihnen das Leben und die Freude daran über Lyrik näherzubringen. Der zentrale Satz dabei: Carpe diem (lat., Nutze den Tag).
Keating stößt dabei nicht nur auf Wohlwollen. Sowohl gehirnwäschengeschüttelte Schüler, als auch Kollegen und Eltern sehen in ihm einen Feind der Traditionen und eine Gefahr für den Geist der Einrichtung sowie deren Schüler.
Er animiert seine Schützlinge zur Selbstentfaltung. Sie sollen versuchen zu entdecken was tatsächlich in ihnen steckt. Sie sollen sich frei jeglicher Konventionen Ziele stecken, die sie mit ihrem Herzen anstreben und nicht mit dem Rohrstock anderer Autoritäten.
Für die Schüler beginnt eine Abenteuerreise durch die Emotionen, auf der sie quasi die Pubertät nachholen. Sie entdecken die Liebe zur Poesie, zum Theater, zum anderen Geschlecht und nicht zuletzt auch zu sich selbst!
Peter Weir ließ immer wieder Proben unabhängig vom Dreh abhalten, in denen die Jungen Gedichte vorlasen oder verfassten. Er wollte erreichen, dass dies in entsprechenden Szenen nicht nur als natürliche Situation gespielt, sondern förmlich gelebt werden sollte. Das Ergebnis ist mehr als sehenswert!
Die folgenden Absätze beziehen sich auf das Ende der Geschichte. Interessierten würde ich folglich vom Lesen dieses Teils abraten. Zur Überbrückung bis zum letzten Absatz hier ein Trailer im englischen Originalton:
Der Konflikt zwischen den vom Freidenken „infizierten“ Schülern und den Obrigkeiten in Form von Lehrern und Eltern spitzt sich im Laufe der Zeit immer weiter zu. Neil Perry, gespielt von Robert Sean Leonard, verfolgt trotz eindeutiger Verbote seines Vaters ein Theaterprojekt. Wie immer im Leben hat jedwedes Handeln Konsequenzen zur Folge. Sein Vater holt ihn direkt nach der Premiere ab um ihn schnellstmöglich auf eine Militärakademie wechseln zu lassen. Doch er hat die Rechnung ohne den sich in die Enge getrieben fühlenden Sohn gemacht. Dieser erschießt sich noch in derselben Nacht mit dem Revolver seines Vaters.
In einer Tragödie wie dieser ist unsere Gesellschaft damals wie heute in der Regel pervers im Umgang mit Wahrheiten. Es muss ein Schuldiger her, wobei außer Frage steht, dass ein strenges Elternhaus keinesfalls Ursache eines Selbstmordes sein kann. Ziel der Hexenjagd ist folglich der aus dem Rahmen fallende Lehrkörper. Es kommt wie es kommen musste. Die Schüler werden von der Schulleitung unter Androhung von Strafe verhört und dazu gezwungen Keating gegen ihren Willen ans Messer zu liefern.
Die Geschichte endet mit dem Fortgehen Keatings in einer unvergleichlich emotionalen Szene, die mir immer wieder ein gesundes Training der Tränendrüsen liefert. Ich finde es so bewegend wie wenig anderes, wenn ein Mensch sein persönliches Schicksal dem Respekt gegenüber einem anderen unterordnet. Die letzten Minuten sind so unbeschreiblich, dass ich sie hier nur in Videoform wiedergeben kann.
Der freie Geist und ein nicht nur Kopf gesteuertes Handeln sind die Grundlage für unzählige positive Dinge, die das Leben lebenswert machen. Leider zeigt der Alltag wie auch dieser Film bzw. das zugrundeliegende Buch, dass dies dem Machtbegriff oft gegenübersteht und somit manchen ein Dorn im Auge ist. Fast jeden Tag kann man dies in den Nachrichten verfolgen. Darum kann ich mich der Aussage nur anschließen und jeden ermutigen sich selbst, seine Ziele und seine Rolle ständig zu hinterfragen – zuerst mit dem Herzen, erst danach mit dem Kopf. Nichts in dieser Welt ist von Dauer. Also überlegt euch genau wofür ihr die Zeit, die euch zur Verfügung steht, verwendet.
Danke für diesen schönen Beitrag. ^^