Beim aktuellen #webmasterfriday steht die Frage eine durchaus knackige im Raum! Diesmal möchte man wissen, inwiefern die Entwicklungen der letzten Jahre in den Bereichen Social Media und natürlich auch beim Bloggen uns als Konsumenten der Informationsflut zur Oberflächlichkeit erzogen haben.
Nicht umsonst stellt Martin Mißfeldt im aufrufenden Beitrag verschiedene weitere Fragen. Denn ich denke, dass man dieses Thema differenziert betrachten muss. Deshalb werde ich versuchen einige dieser Fragen auch direkt zu beantworten. Andernfalls wäre ich versucht einen Aufsatz und nicht einen Blogbeitrag zu schreiben.
Die Situation im Allgemeinen
Wie viele Nachrichten unterschiedlichster Art pro Minute ins Netz gejagt werden, kann man nur mathematisch abbilden. Ich jedenfalls bin nicht in der Lage das noch rational zu erfassen.
Wahrscheinlich ist der größte Teil davon – zumindest inhaltlich – privater Natur. Dennoch bleibt genug übrig, dass man sicherlich weit mehr als einen Tag aufwenden müsste, um diese Nachrichten überhaupt lesen zu können.
Wer angesichts dieser astronomischen Zahlen ernsthaft behaupten möchte grundsätzlich in die Tiefe zu gehen, dürfte für dieses Statement statistisch folglich keine Zeit haben.
Kurz gesagt: Um alle auf uns niederprasselnden Informationen auswerten oder wenigstens erfassen zu können, würde ein Leben nicht reichen.
Was folgt daraus?
Wir müssen im Umgang mit Informationen unser Gehirn einschalten. Und zwar nicht, weil der geistige Gehalt ein jeder Nachricht das zwingend erforderlich machen würde. Nein, wir müssen zunächst einmal intelligent selektieren.
Welche Kriterien man dazu anwendet ist natürlich subjektiv. Alles andere würde ja auch in einer gewissen geistigen Gleichschaltung enden.
Wie gehe ich damit um?
Ich als Konsument suche mir (vermeintlich) vertrauenswürdige Quellen. Das reicht von A wie Anbieter unterschiedlichster Dienste / Dienstleistungen, über N wie Nachrichten verbreitende Medien (wie Zeitungen u.ä.) bis hin zu Z wie Zufällige Bekanntschaften.
Dabei stehen die üblichen menschlichen Schwächen im Weg. Seien es Naivität, Sammelwut oder beispielsweise das sogenannte „gefährliche Halbwissen“. Objektiv betrachtet kann das Ergebnis also nie einen auch nur annähernd vollständigen Zustand erreichen. Aber ab hier wird es philosophisch.
Hinzu kommen Verschwörungstheorien nährende Dinge wie die Überlegung durch wie viele ggf. verändernde Hände die Information bereits gegangen ist. Aber wer sich auf diese Weise damit auseinandersetzt, endet wahrscheinlich eines Tages paranoid auf einer stereotypen Couch.
Wie gesagt hat die Auswahl der Quellen für mich viel mit Vertrauen zu tun. Da bin ich dann auch recht radikal, was das konsequente Abschalten von enttäuschenden Einflüssen angeht.
Was hat das mit Oberflächlichkeit zu tun?
Eine gute Frage! Schließlich rede ich ja gerade von einer bewussten Auslese. Nun, da schließt sich der Kreis mit der eingangs erwähnten Nachrichtenflut. Oft bleibt die detaillierte Beurteilung aus, weil ich gar nicht die Zeit dafür habe. Die entsprechende Erkenntnis kommt also manchmal erst nach einer gewissen Spanne des Konsums. – Und ja, bei vielen Themen nehme ich das billigend in Kauf. Es gibt aber auch für mich persönlich sensible Bereiche, wo ich sehr genau überlege.
Es sind also doch oberflächliche Dinge, die mich zunächst an die Angel holen. Nicht umsonst empfiehlt man im Social Media Bereich möglichst viel Wert auf Bilder und gute Überschriften zu legen.
Das ist wie mit einer Bewerbung. Da zählen in erster Linie auch der erste und letzte Satz. Warum? Nun, der erste soll dafür sorgen, dass der Rest überhaupt gelesen wird. Der Abschluss trägt die Verantwortung dafür, dass man nicht gleich wieder vergessen wird.
Los, wir verbünden uns gegen alles, was uns nervt,
gegen die ganze Dummheit, die uns ständig widerfährt,
gegen Oberflächlichkeit und leeres Geschwätz
und die Langeweile, die uns Stück für Stück zersetzt.
Alles, was wir brauchen, ist Liebe auf Rezept.
Gib’ mir dein Vertrauen und halt dich an mir fest.© Die Toten Hosen – Seelentherapie (Album: Opium fürs Volk)
Die Fragen
(Die Fehler habe ich aus urheberrechtlichen Gründen mit in die Zitate übernommen. Sorry Martin. )
Sucht ihr Eure Kontakte bei faceBook und Co. gezielt aus?
Jein. Da muss ich schon unterscheiden. Es gibt vier „Kategorien“, wenn man so will, in die sich meine Kontakte online einordnen lassen:
- Berufliche Kontakte
Hierbei versuche ich mich auch auf dafür vorgesehene Netzwerke zu beschränken. Denn ich bin kein Fan vom Vermischen des Privatlebens mit dem Beruflichen. Das spiegelt sich zwar nicht zwingend in den jeweiligen Kontaktlisten, wohl aber in der jeweils individuellen Art der Kommunikation und Themenwahl wider.
Berufliche Kontakte wähle ich natürlich nicht nach oberflächlichen Kriterien aus. Ich schaue schon welcher Nutzen für beide Seiten ggf. daraus entsteht bzw. entstehen kann. Denn die reine Zahl der Kontakte zu erhöhen der Statistik wegen, ist absoluter Blödsinn.
- Autor(inn)en / Blogger
Würde ich beruflich bloggen, würde ich von Kollegen sprechen. Aber ich sehe mich aus diesem, aber auch aus niveautechnischen Gründen nicht auf derselben Stufe wie viele dieser Kontakte. Dennoch spielt das Schreiben – wie Du vermutlich weißt – für mich eine wichtige Rolle. Somit natürlich auch der Kontakt zu – sagen wir mal – Leiden(schaft)sgenossen.
Da hier der Austausch für mich im Vordergrund steht, spielen natürlich Dinge wie Wellenlänge etc. eine zentrale Rolle. Dennoch kommt es durchaus vor, dass ich hier Kontakt durchaus nur aus der schreibenden Tätigkeit heraus knüpfe. Warum auch nicht? Die Verbindung wieder abzubrechen finde ich nicht schlimm, wenn man feststellt, dass es keinen Sinn macht. „Gleich und gleich gesellt sich gern.“
- Private Kontakte
Das reicht natürlich von ehemaligen Mitschüler(inne)n bis hin zu Freunden (nach Duden, nicht nach facebook ). Ich hoffe, dass ich das nicht weiter beschreiben muss.
Die Gründe für die Kontaktaufnahme bleiben, wie auch der Rest, privat.
- Du!
Natürlich! Meine Leser(innen) klammere ich (ggf. zusätzlich) aus den restlichen Gruppen aus. Nicht zuletzt, weil Du auch ganz andere Informationen von mir haben möchtest bzw. ich auch von Dir.
Ich bin ein Freund davon mich mit meinen Leser(inne)n zu vernetzen. Eine direkte Kommunikation mit Dir auch abseits der Kommentare finde ich unheimlich wertvoll. Es verdeutlicht einfach nochmal, dass auf beiden Seiten meiner Beiträge Menschen agieren.
Ich bin auch unheimlich neugierig auf Dich! Es macht mich schon ein Stück stolz, dass es Menschen gibt, die meine mehr oder weniger geistigen Ergüsse zur Kenntnis nehmen. Und natürlich interessiert mich auch warum; Feedback ist mir wichtig. Ich finde es toll, wenn die digitale Distanz zu Dir ein Stück weit überbrückt wird.
In diesem Sinne: Ich beiße nicht und bin stubenrein. Es besteht also kein Anlass von einer Kontaktaufnahme über das von Dir bevorzugte Medium abzusehen.
Übergreifend muss ich natürlich hinzufügen, dass ich das immer aus verschiedenen Blickwinkeln betrachte, die sich in diesen „Kategorien“ widerspiegeln. Geht es beispielsweise um meinen Blog, kommt es schon vor, dass lose Verbindungen durchaus auch aus Marketing Gründen geknüpft werden. Das heißt aber keineswegs, dass es dabei bleibt.
Die Reihenfolge dieser „Kategorien“ hat absolut nichts mit einer Wertung zu tun! Davon abgesehen bestehen auch jede Menge Schnittmengen. Aber diese Gliederung macht es mir leichter auf die Frage einzugehen.
Entfolgt ihr bewusst Leuten, die nur mit Smalltalk-Gemeinplätzen die Timeline verstopfen?
In den meisten Fällen ja! Es gibt wenige Ausnahmen, wo das Vernetzen einen Hintergrund über den herkömmlichen „Austausch“ hinausgehend hat. Da hadere ich dann oft mit mir. Umschreiben wir es mal mit: „Medizin muss nicht schmecken, sie muss helfen.“
Glücklicherweise werden diese Arten der Verbindungen inzwischen von den meisten Netzwerken auch technisch unterstützt.
Ertappt ihr Euch dabei, auch im Blog ab und zu mal belangloses, oberflächliches Zeugs zu bloggen.
Ähm… Ist das eine Fangfrage?
Nun, ich habe schon über Belanglosigkeiten geschrieben. Also noch belanglosere Dinge als sonst!
Aber wenn ich die Beiträge der letzten Monate rückblickend betrachte, gehört das weitestgehend der Vergangenheit an. Ich finde das Wort „belanglos“ in dieser Hinsicht auch schwierig. Wenn ich einen Beitrag über die Energiegewinnung aus linksdrehenden Pfeffermühlen schreiben würde, so fänden das sicherlich auch einige Menschen belanglos. Die damit betriebene Taschenlampe zum Grillen einzelner Nudeln aber sind durchaus angetan.
Hat das Problem nur mit Social Media zu tun – oder auch mit der Blogosphäre?
Das betrifft ausnahmslos alles im Internet. Es gibt unzählige Blogs zu den unterschiedlichsten Themen. Wenn man sich also Informationen zu etwas sucht, so werden auch Blogs genauso oberflächlich selektiert wie jede andere Nachricht. Ein Layout mit dem Charme eines DOS-Fensters, ist eindeutig eher auf Mundpropaganda angewiesen als eine Website, die auf Eye-Catcher setzt.
Insofern kann ich da nichts wirklich ausklammern.
Wie überwinde ich die Oberflächlichkeit?
Ich bin an sich kein Freund von Oberflächlichkeit. Im Internet ist sie ein notwendiges Übel um nicht vollkommen in der „Twilight-Zone“ zu versinken.
Für mich muss – unabhängig der Art der Information / Person – zunächst Interesse geweckt werden. Bei rein informellen Dingen passiert das zumeist oberflächlich.
Bei Personen sind es Statements, Beiträge und ähnliches, die meine Aufmerksamkeit erregen.
Ist das erst einmal erreicht, bin ich schnell dabei tiefer zu graben.
Das ist wie in den guten alten Piratengeschichten. An der Oberfläche findet man allenfalls eine Flaschenpost mit der Schatzkarte. Doch die wertvollen Dinge muss man gründlich suchen, Zeit und Mühe investieren. Social Media Guides sind ja auch „eher Richtlinien“.
Oder noch bildlicher: Man stellt Dich in ein randvolles Fußballstadion und gibt Dir eine Stunde um festzustellen wen von all den Menschen Du sympathisch findest. Selbst mit Speed-Dating-Methoden wäre das ein geringfügig ambitionierter Arbeitsauftrag.
Fazit
Das Wichtigste ist, die Kleinigkeiten nicht zu übersehen.© Gennadi Malkin (*1939), russischer Zahnarzt, Leiter der stomatologischen Chirurgie, Aphoristiker und Erzähler
Quelle: »Samowahrheiten«, © Eulenspiegel Verlag, Berlin, 1982
Oberflächlichkeit gehört zum Internet und den dadurch möglichen Interaktionen einfach dazu. Aber jeder hat es selbst in der Hand, wo die Grenze gezogen wird, ab der man sich die Zeit nimmt jemanden oder etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
Ich bedanke mich auf jeden Fall bei Dir! Warum? Na, weil ich es bei Dir offensichtlich geschafft habe, genügend Interesse über die Oberflächlichkeit hinweg zu erzeugen.
Schreib mir doch in die Kommentare wie ich Deine Aufmerksamkeit erlangt habe oder wie Du das mit der Oberflächlichkeit im Internet siehst. Ich würde mich freuen von Dir zu hören.
Hallo Gregor,
ich lese auch sehr gerne sogenannte belanglose Post/Beiträge und das aus dem Grung, weil ich Unterhaltung suche und meinen geistigen Horizont erweitern möchte (auch in der Belanglosigkeit liegt Wissen). “Man” behält eh nur die Dinge die der eigene Denkapparat als wichtig erachtet.
Mit anderen Worten ist es so:
Ich möchte unterhalten und informiert werden, auch über Dinge die nicht unbedingt meine Interessen berühren. Wenn ich dann noch durch einen guten (subjektive Meinung) Schreibstil einen Text bis zum Ende lese, komme ich auch wieder auf die Seite zurück.
Vielen Dank für deinen lesenswerten Artikel
LG Ede
Hallo Ede,
Unterhaltung und Information sind sich dahingehend ähnlich, dass sie beide fesseln müssen. Das hat zwar weniger mit Fifty Shades of Media zu tun, soll aber auf die jeweilige Art und Weise ein Fernglas zur Horizont-Erweiterung ergeben.
Eben dieses “bis zum Ende lese“n was Du beschreibst, ist ja das hüpfende Komma. Aber der Einstieg ist die größte Hürde. Denn nur, wenn Du einen Text entdeckst, kannst Du ihn auch lesen, richtig?
LG und absolut nichts zu danken
Gregor
Hallo Ich brauche hin und wieder politisches,soziales, sensibles aber genauso benötige ich den oberflächlichen Austausch und auch die netten belanglosen Plaudereien wobei ich diese nicht unbedingt als Oberflächlich betrachte. Es gibt hin und wieder Oberflächliche Meinungen,schwarz weiß denken und Kleinkariertheit und dann,genau dann ist es wunderbar von Personen zu lesen die sich mit Themen ernsthaft,sensibel und intelligent auseinandersetzen. Ich liebe das.Dich habe ich am Anfang übrigens total übersehen und sogar überlesen. Bis mich dann doch etwas neugierig gemacht hat. Einer deiner vielen Bloggeschichten war es wo ich dann gedacht habe ,huch,oh,ok,Mensch,den kann man sich ab und an ja mal antun
Hallo Emma,
mit Dir ging es mir ähnlich. Das Interesse resultiere aus dem spontanen Beiwohnen einer gewissen Bandprobe.
Ein wenig “Nein, doch, ohh” gehört eben auch dazu.
“kann man sich ab und an ja mal antun” – Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Musiker.
LG und danke fürs antun
Gregor
Tja, die Infoflut ist immens…….zu immens und kann nur zu einem Bruchteil konsumiert werden. Da stimme ich dir 100% zu.
Meine Auswahl erfolgt sicherlich erstmal nach Themen die mich interessieren. Und zusätzlich auch durch Menschen, denen ich hier folge. Weil ich bei einigen weiß, das die Info schon Hand und Fuß haben, die von denen verbreitet werden. Da ist es mir auch schon passiert, in ein Thema einzutauchen, das nicht grad zu meinen Top10-Interessen gehört Aber das erweitert den Horizont und das ist gut so.
Belanglos? Ist wirklich relativ. Liegt immer im Auge des Betrachters und hat auch oft was mit dem “Verhältnis” zum jeweiligen “Poster” zu tun
Belanglos kann aber auch einfach mal eine schöne Ablenkung sein und gut tun.
Während ich jetzt geschreibselt habe, habe ich dabei noch überlegt (zusätzlich zum, was schreibsel ich denn , seit wann wir uns “verfolgen” und was der Auslöser war…………ich weiß es nicht mehr Weil wir uns schon rel. ewig verfolgen. Ich tippe aber mal das es mit deinem schlechten Klamottengeschmack zu tun hat, bzw. mit dem Verein, der diese Klamotten auf den Markt wirft :))
Hey Broti,
jetzt bin aber schwer enttäuscht… Gut, das genaue Datum müsste ich auch raussuchen. Aber Anlass war das Aufleben des Fußball-Kults auf Google+ durch einen – damals noch Google-Mitarbeiter – gewissen Herrn Steuer. Die Ilse vom Spar vor dem YouTube-Gerät zuhause wird ihn evtl. noch kennen.
Bei der angesprochenen Belanglosigkeit geht es auch weniger als den profanen Austausch zur reinen Unterhaltung. Wenn Dir Chip etwas sagt, ist das (auf Google+ zumindest) ein gutes Negativ-Beispiel. Grob geschätzt 90% dessen was da ins Netzwerk gejagt wird, ist meiner Meinung nach der gezwungene Versuch im Gespräch zu bleiben. Reißerische Überschriften, bei denen mit Glück dann wenigstens noch heiße Luft folgt. An sich sehr schade, wenn man sich die Beiträge der Konkurrenz ansieht.
(Ja, ich folge denen dennoch. Weil gefühlt einmal im Monat noch etwas interessantes dabei ist )
LG
Gregor
Asche auf mein schläfengraues Haar
Aber lag ich ja so falsch nicht…..Fußball
Chip Folge ich auch und sehe das genau so wie du. 95% Schrott und klick mich Content
… ich wollte dir nur kurz und bündig Antworten:
Richtig !
Ede, Du kannst mir auch lang und breit antworten. Dafür sind die Kommentare ja da
LG
Gregor
Hallo,
ich finde das eine hat seine Daseinsberechtigung wie das andere. Hab keine Lust ausschließlich tief zu buddeln und fachlich sachlich tiefgründig die Fakten zu eruieren und deren Kausalität zu erforschen. Es wird auch mal gesmalltalket werden dürfen.
HG Hans
Hallöchen Hans,
ich schrieb ja schon, dass es mir um seriöse Informationen geht. Smalltalk bleibt Smalltalk Daher ja auch unverkennbar der Name!
LG
Gregor