Tja, wenn ich mir die bisherigen Spieltage so ansehe, muss ich so langsam fragen, wofür die Abkürzung EM eigentlich steht.
Ist es der Mix aus „Eingeschlafene Füße“ und „Massenhirnverlust“?
Denn so sieht das Turnier bis jetzt für mich aus.
Schlagt euch, nicht andere!
Neben dem Platz haben wir immer wieder Gastspiele der Hilfsbedürftigen von „Dumm wie Brot plus Böller“, die ihre Scharmützel immer noch nicht unter sich austragen können. Das ist ein so erbärmliches Verhalten, dass da immer Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen werden müssen.
Von mir aus können die sich da gegenseitig ruhig umhauen. Wenn es ihnen Freude bereitet, meinetwegen. Aber dann bitte nicht im Stadion oder auf offener Straße. Einfach ne Lagerhalle anmieten und schon kann es losgehen.
Wenn man sich auf diese Art miteinander messen möchte, okay. Nur es geht nicht in meinen Kopf rein, was daran so toll sein soll Wehrlose zu verprügeln. Ich verstehe es einfach nicht.
Sorry, aber ich wäre für ein gut organisiertes Hooligan-Camp parallel zu solchen Turnieren. Organspendeausweise, eine große Halle und dann können sie da machen, was sie wollen. Soll ja jeder seinem Hobby nachgehen, auch wenn es für Dritte noch so bescheuert sein mag. Aber eben unter sich!
Von Feuerwerkskörpern jeglicher Art will ich gar nicht reden. Das entbehrt jedem Denkvermögen. Sorry, aber dieser Irrsinn grenzt in meinen Augen an Terrorismus. Man schmuggelt letztlich Sprengstoff und nimmt durchaus schwere, irreparable Schäden Dritter in Kauf. Entsprechend sollten meiner Meinung nach da auch die Strafen ausfallen. – Und zwar auch für diejenigen, die diesen Irren die Möglichkeiten schaffen. Denn dass das nicht ohne weiteres durch drei Kontrollen kommen kann, steht wohl außer Frage.
Hat das Turnier schon angefangen?
Ich habe natürlich nicht alle Spiele anschauen können. Aber doch einen Großteil.
Reichlich oft hatte ich aber den Eindruck, dass das irgendwie noch Veranstaltungen im Vorfeld sind. So wie Vorkämpfe an einem Boxabend.
22 Übermotivierte versuchen irgendwie Fußball zu spielen und unterm Strich bleibt ein wildes Gewusel oder ängstliches Taktieren – nur leider oft mit wenig Toren oder ganz torlos.
Was hat ein EM-Ball mit einem Handy im Tunnel gemeinsam? – Beide haben schon lange kein Netz mehr gesehen…
Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass alle etwas gegen dieses furchtbare Gekicke unternehmen wollen mit Ausnahme der gerade aktiven Feldspieler.
Selbst die Schiedsrichter, so jedenfalls mein Gefühl. Deren Leistung finde ich bis dato ganz okay. Allerdings sieht es in manchen Partien so aus, als würden sie versuchen auf dieses unstrukturierte insofern Rücksicht zu nehmen, als dass sie so manches Foul als Highlight durchwinken. Gab es da eine Absprache oder haben die einfach nur dasselbe verdorbene Essen gereicht bekommen?
Ich hoffe inständig, dass da noch der ein oder andere aufwacht und noch ein paar schöne Spiele bei rumkommen.
Turnier-Feeling im Alltag
Vor ein paar Tagen hat eine Freundin auf Google+ ein Foto vom Berliner Fernsehturm in Fußball-Design gepostet, wie wir den Telespargel noch von 2006 kennen.
Dazu die folgenden treffenden Worte:
„unerreicht das Leben in diesem Jahr ~WM 2006 Berlin~ Schneider,Friedrich,Klose,Nr.13 ….Weltmeister hin oder her…“
So ist es! Seit 2006 wird alle zwei Jahre versucht an diesem Gefühl, diesem Stadtbild, diesem Umgang miteinander, der Atmosphäre anzuknüpfen. – Von allen Seiten.
Vergeblich!
Ich persönlich habe damals einen Großteil der Spiele in einem mexikanischen Restaurant verfolgt. Das war perfekt: Lecker Essen, kühles Bier, Freunde, tolle Stimmung und Gäste aus aller Herren Länder fröhlich miteinander vereint. – Und zwar vollkommen egal, wer da gerade spielte oder wer gewann! Das war ganz großes Kino!
Was ist davon geblieben?
Nicht viel, finde ich. Die Straßen sind zu Spielzeiten unbeirrt voll. – Mit dem üblichen Treiben, nicht mit Fans.
Hier und da Fähnchen am Auto, wahrscheinlich weil es sie zur Tankfüllung als Bonus dazu gab.
Trikots? – Ähm… Nö…
Die Fanmeile existiert wohl noch, interessiert aber nicht halb so viele wie früher und es werden, so mein Empfinden, stetig weniger.
Ich würde behaupten ein DFB-Pokal-Finale zwischen dem SC Nieder-Irgendwas und dem FC Kenn-Ich-Nicht würde das Stadtbild gravierender verändern. Wenn auch nur für ein Wochenende.
EM im Alltag beschränkt sich gefühlt auf Tippspiel-Runden und Dreisatz-Wechsel beim zufällig gemeinsamen Kaffee-Nachtanken im Büro. Und frei nach einem bekannten Sprichwort: Eine Fahne macht noch kein Sommermärchen.
Mein Fazit zum jetzigen Zeitpunkt kann ich im geflügelten Insider-Kult-Wort der Wundertypen zusammenfassen: Schade!
So, nun habe ich mich hier mal ein wenig ausgelassen und bin ganz froh, dass ich das schriftlich und nicht verbal im Fernsehen gemacht habe. Denn ich glaube ansonsten wäre die Schlagzeile von morgen so etwas wie „Doppelpass artet in Büttenrede aus“.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen baldigen Turnier-Beginn.