Anfang September hatte ich zu einer Blogparade zum Thema Wiedervereinigung / Tag der Deutschen Einheit aufgerufen.
Meinen Beitrag dazu habe ich an besagtem Feiertag veröffentlicht.
Die Resonanz zur Blogparade war eher bescheiden. Und auch, wenn ich nicht mit vielen Beiträgen gerechnet habe, ist es schon ein wenig schade, dass ich nur eine einzige richtige Antwort bekommen habe.
Dafür freue ich mich um so mehr über die Erzählung von Martin!
Er hat seine Erlebnisse zusammengefasst und mir in Ermangelung eines Blogs zum Teilen zur Verfügung gestellt.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen von Martins Erzählung!
Martins Erlebnisse rund um den Mauerfall
Von 1986 – 93 habe ich in Helmstedt als Abteilungsleiter in einem großen Verbrauchermarkt gearbeitet. Natürlich auch am 09.11.89. Es waren damals nach den ganzen Botschaftsbesetzungen etwas gefühlt unruhige Zeiten im deutsch/deutschen Grenzgebiet. Es gab etliche LKW-Fahrer der Spedition VEB Deutrans, die bei uns im Verzehrbereich des Bäckers oder Imbiss Pause machten und dabei von Mitarbeiterinnen bedient wurden, die nach ihrer Flucht über Ungarn stolze Besitzerinnen eines Bundesdeutschen Passes waren und nie wieder ihren blauen DDR-Pass vorzeigen wollten.
Es lohnte auch immer, „Aktuelle Kamera“ sich als Realsatire anzusehen, da man über vieles besser informiert war, als es die staatliche Nachrichtenpolitik drüben ihren Bürgern glauben lassen wollte.
Am 09.11.89 hatte ich pünktlich Feierabend gemacht und um 18.45 den Fernseher und auch „Aktuelle Kamera“ eingeschaltet. Und so bekam ich gegen 18.57 auch Günter Schabowskis Satzende „…Grenzöffnung und Reisefreiheit… tritt unverzüglich…(auf Nachfrage eines italienischen Journalisten)…ab sofort ein “.
Da sitzt man also mit seinen 31 Jahren Teilungserfahrung und starrt diesen Fernseher an, in der Hoffnung, Schabowski hält seinen Zettel nochmals in die Kamera.
Nichts passiert im Ostfernsehen.
Im Westfernsehen kippen sofort alle Sender ihre Programme und bauen sich in Marienborn oder an einem Berliner Grenzübergang auf, um live berichten zu können.
Da ich ahnte, was kommen würde, habe ich in meiner Dachwohnung die Blumen aus der Fensterbank genommen und es mir mit einer Flasche Bier und dem laufenden Fernseher dort gemütlich gemacht.
Lange musste ich nicht warten.
Um 21.10 fuhr der erste Trabbi knatternd durch die Strasse.
Am 11.11. habe ich mit meiner Frau dann das erste Mal am Grenzübergang Marienborn gestanden und auch wie viele andere vor Freude auf Trabbidächern herumgeklopft, das von unten meistens mit krächzenden Hupen beantwortet wurde. Es war Volksfeststimmung.
Danke Martin
Vielen, lieben Dank, Martin!
Ich habe den Text nun schon ein paar Mal gelesen. Und als ich dabei war, das Ganze hier in diesen Beitrag zu verpacken, hallte der letzte Satz noch mehr nach als die Male zuvor.
Daher auch der Titel dieses Beitrags. Denn dieses Wortspiel hat sich mir unbewusst aufgedrängt:
Der Tag der Deutschen Einheit ist ein „Ein-Volk-Fest“!