Trügerisch trüb

Es ist an der Zeit mal ein wenig im Projekt *.txt aufzuholen. Da warten noch einige spannende Worte auf uns!

Heute widme ich mich dem vierten Wort. Und ich muss zugeben, dass ich schon ziemlich lange darüber nachgedacht habe, was ich dazu schreiben möchte.

Ich denke, dass ein Wort aus meinem letzten Satz diese Blockade ausgelöst hat. Manchmal sollte man nicht nur dazu etwas schreiben, sondern darüber. :-)

So möchte ich heute meine Gedanken über das Wort „trüb“ mit Dir teilen:

Foto von meinem Balkon aus bei Nebel
Trübe Balkon-Aussichten

Wenn Dir etwas Spaß macht oder Du es mit positiven Dingen / Erinnerungen verbindest, fällt es Dir von Natur aus leichter Dich damit auseinanderzusetzen.

Wenn ich „trüb“ lese oder höre, empfinde ich eher negative Gefühle.

Auch das hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass ich mich damit schwer getan habe, einen Beitrag zu diesem Wort zu schreiben.

Im Zuge des Nachdenkens ist mir tatsächlich nur ein Wort aufgefallen, wo „trüb“ nicht negativ behaftet ist: „naturtrüb“. Hier verbinden wir es eher mit Gesundheit, Natürlichkeit.

Erst als ich mich damit beschäftigt habe, warum ich das so fühle, kam ich auf einen Weg, der im wahrsten Sinne des Wortes aufklarte.

Trübe ist eine optische Wahrnehmung. Das eigentlich betrachtete ist nicht deutlich erkennbar. Der Sinn kann nicht genau erschließen, was tatsächlich vor einem liegt und wird zum Trübsinn.

Man ist sich dessen, was auf einen zukommt, unsicher. Unsicherheit ist oft mit Ängsten verbunden. Klare Informationen geben Halt, der uns im Umgang mit der Angst helfen kann.

Sowohl das trübe, als auch das klare Bild sind eine Information. Die eine kann man direkt hinnehmen und verarbeiten, im Trüben fehlt gefühlt ein Teil.

Nun leben wir in einer Welt, in der es wichtig geworden scheint, Informationen möglichst schnell aufzusaugen. Uns bleibt vermeintlich keine Zeit nachzudenken, weil wir mit dem Kopf schon bei der nächsten Information, dem nächsten Schritt sind.

Demnach müssen „gute Informationen“ möglichst leicht zu konsumieren sein, um die Hürde des Nachdenkens zu umgehen.

Doch ist es nicht so, dass wenn eine Information vereinfacht wird – man also Dinge weglässt – Teilinformationen eine vom Filternden subjektive Gewichtung erhalten? Ist das, was wir dann aufnehmen, nicht irgendwie vorgekaut? In der Natur machen das Eltern für die Jungtiere. Aber eben auch nur solange bis die allein in der Lage sind die Nahrung eigenständig zu zerkleinern.

Ich schweife ab, aber ich finde, darüber lohnt es sich regelmäßig nachzudenken! ;-)

Zurück zur Trübe!

Ich habe jetzt lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie nichts weiter ist als eine Handlungsaufforderung.

Denn wenn der Blick getrübt und damit nicht alles erkennbar ist, haben wir die Wahl Trübsal zu blasen oder eben die Trübe wegzupusten. Beides ist eine Entscheidung, die wir treffen müssen und hat seine Konsequenzen.

In diesem Sinne und mit einem aufgeklarten Bild wünsche ich Dir einen schönen Sonntag. :-)

Foto von meinem Balkon aus bei Sonnenschein
Weitsicht durch Klarheit
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Comic-Bild Gregor

Über den Autor

Ich bin Fachinformatiker, Berliner und ganz offensichtlich ein verrückter Blogger. Je nachdem überwiegt das ein oder andere.

Wer mehr über mich erfahren möchte, kann dies auf der „Über mich”-Seite tun, das Kontaktformular nutzen oder mich in einem der sozialen Netzwerke aufsuchen:

4 Kommentare zu „Trügerisch trüb

  1. Erdkunde, setzen.

    Turbidit
    lat. turbidus…aufgewühlt, wirr, trüb

    Da sind wir also bei einem Trübestrom, der mächtige Sedimentgesteinspakete entstehen läßt. Turbulente Turbidite. Gräulich erstarrt. Irgendwie auch … naturtrüb.

    Und was hält der Turbiditstrom parat, diese materialisierte Trübnis par excellence? »Verfestigte, geologisch ältere Turbiditströme bzw. Turbiditfächer sind bedeutende Speichergesteine für Erdöl und Erdgas, z.B. vor der Küste Westafrikas (Kreide und Tertiär) und in der Nordsee (paläozäne und eozäne Felder).«

    Ha, der Mineralienatlas*) als Schlüssel zu unserer Seele! Und so trafst Du es gut, lieber Gregor, mit Deiner Idee einer im Trüben liegenden Handlungsaufforderung — es könnte sich ein Schatz offenbaren! Nicht nur weit entfernt, nein, kurz vor der norddeutschen Haustüre. Der wahre Norden … wortkarg, nebelverhangen, trüb. Und doch so reich.

    Die Überwindung : zur Expedition aufbrechen. Der Aufbruch. Auf zu neuen Ufern. Schätze fallen einem meist nicht so einfach vor die Füße. Man muß bereit sein, sie zu finden. Womit wir bei der Liebe sind. Um die dreht sich eh alles. Von Süd bis Nord und umgekehrt. Aber das ist nun wohl zu allgemein. Oder … nee, wart ma … janz speciell ;-)

    Ciao.
    Hermann

    Quelle : https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/RockData?lang=de&language=german&rock=Turbidit

    btw : »Vielleicht steht »Trübsal blasen« für das landschaftlich gebräuchliche »Trauer blasen« und meint eigentlich »Trauermusik (bei jemandes Tod) blasen«.«

    Quelle : http://origin_de.deacademic.com/16979/Trübsal

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  2. Tach auch,

    aus meiner Erfahrung ist es manchmal sehr hilfreich, statt zu handeln einfach Geduld zu haben und abzuwarten, bis es aufklart.

    Wenn wir unser Handeln großflächig definieren wollen, zählt freilich auch der Entschluss dazu, etwas sein zu lassen…

    Schööönes Wochenende und liebe Grüße

    Ing:o)

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    • Hallo Holly :-)

      Natürlich ist auch das bewusste Nicht-Handeln eine Aktion im Sinne des Handelns.

      “Viel mehr, als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.”
      Professor Dumbledore in Harry Potter und die Kammer des Schreckens

      Dem Abwarten geht in dem Fall, wie Du ihn beschreibst, ein Abwägen voran. Ggf. hat man die Fähigkeit anders zu handeln. Dennoch kommt man zu dem Entschluss, nicht zu handeln. Klar. Das kommt vor. In den unterschiedlichsten Situationen und aus vielfältigen Motiven.

      Dir ganz aktiv auch ein schönes Wochenende :-)

      LG
      Gregor

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