Kommt es doch auf die Größe an?
Heißt es nicht „think big“?
Und sowieso reden doch alle im Moment von Big Data. Wahrscheinlich eine Folge des Jahr-2000-Problems.
Nun, ich denke, das sind Fragen, die sich jeder selbst stellen und beantworten muss.
Im heutigen Türchen-Fall hat mir jedenfalls Ulrike eine Frage zu großen Städten bzw. Metropolen gestellt:
„Was verbindest Du mit Metropolen wie New York, London, Sydney oder Moskau?“
Metropolen?
Das erste Wort, das mir sofort in den Kopf schoss, war das Reisen.
Schließlich handelt es sich bei diesen Beispielen keineswegs um Örtlichkeiten in der direkten Nachbarschaft.
Abgesehen davon kommt die Assoziation auch daher, dass ich keine dieser Städte bis dato aus der Nähe gesehen, geschweige denn besucht, habe.
Ich kann also im Folgenden nur auf das eingehen, was ich bislang gelesen, auf Bildern / im TV gesehen und natürlich von Besuchern / Bewohnern gehört habe.
Unter anderem deshalb möchte ich auch kurz mal ein paar Zahlen hervorkramen, die ich kurzerhand bei Wikipedia nachgeschlagen habe.
- New York
- Fläche: 785,6 km² (Stadtgebiet)
- Einwohner: 8.550.405 (Stand Juli 2015)
- London
- Fläche: 1572 km² (Stadtgebiet)
- Einwohner: 8.173.900 (Stand 2011)
- Sydney
- Fläche: 1.664 km²
- Einwohner: 4.627.345 (Stand 2011)
- Moskau
- Fläche: 2510 km²
- Einwohner: 11.503.501 (Stand Oktober 2010)
- Berlin
- Fläche: 891,68 km²
- Einwohner: 3.520.031 (Stand Dezember 2015)
Allein diese Zahlen geben mir als Berliner schon recht gute Eindrücke.
Denn, wenn ich sehe, dass New York mehr als doppelt so viele Einwohner auf etwa derselben Fläche unterbringen muss, ist klar warum die Skyline so aussieht, wie sie eben aussieht.
Sydney hingegen – fast doppelt so groß und doch nur eine Million Einwohner mehr als Berlin – wirkt zahlenmäßig durchaus aufgeräumt und sortiert.
Was verbinde ich mit Metropolen?
Doch die Frage lautet, was ich mit Metropolen wie diesen verbinde.
Zunächst einmal Lärm, Dreck und Enge.
Doch auch Möglichkeiten, Innovation, Charme und Vielfalt.
Im Vergleich zu Berlin sehe ich das aus der Ferne in Metropolen wie New York, London, Sydney und Moskau exponentiell größer im Sinne der Masse.
Früher hat mich das gereizt bis hin zu gelockt. Heute allerdings sieht das ein wenig anders aus. – Doch dazu später mehr.
Großstadtkind, Wachstum und Aufmerksamkeit
Ich bin ein Kind der Großstadt, mit dem Trubel und Wachstum Berlins aufgewachsen.
Ich schmunzele, wenn meine Freundin – gerne auch mal kopfschüttelnd – sagt: „Berlin ist bunt.“
Denn für mich ist dieser Mix etwas vollkommen natürliches.
Mehr Menschen auf einem Raum hat Folgen. So viel ist sicher!
Menschen brauchen Anerkennung. Die erhält man selten, wenn man unbemerkt bleibt.
Dementsprechend verhalten sich manche Menschen möglichst auffällig, damit sie gesehen / wahrgenommen werden.
Wenn man das allerdings in einer Großstadt oder gar Metropole versucht – vielleicht noch im großen Stil – wird das nicht sonderlich einfach, wenn man nicht zu drastischen Mitteln greift.
Dieses Spiel kann man auch wunderbar mit dem Stream in Sozialen Netzwerken vergleichen. Von Katzenbildern über Nackheit bis hin zu noch ganz anderen Dingen. Eine Arena der Aufmerksamkeit. – Manchmal putzig, manchmal nervig, manchmal widerlich.
Es ist voll
Die Fülle an Menschen hat auch Auswirkungen auf den Alltag. – Denn voll ist eben voll.
Geschwindigkeit, Anpassungsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen werden zu Tugenden im Gedränge der Großstadt.
Das soll nicht heißen, dass es nicht auch gemütliche Ecken in allen genannten Städten gibt.
Doch mich beschleicht immer mehr das Gefühl, dass sie meist mehr die Tablette gegen die Kopfschmerzen darstellen.
Sozusagen ein Kopf-Stein-Pflaster: Ein Pflaster für den Kopf umgeben von so viel Stein.
Optik
Nun, dass die Bewohner optisch hin und wieder den Rahmen sprengen, habe ich ja bereits anklingen lassen.
Generell können Großstädte und Metropolen sich im Zuge des ebenfalls bereits erwähnten Wachstumsprozesses nicht erwehren:
Sie sind – im Kleinen wie im Großen – historisch gewachsen.
Ähnlich wie bei einem Baum mit Hilfe der Ringe, kann man an diesen Orten den (H)Ausbau und die Geschichte augenscheinlich nachvollziehen.
So entstehen unterschiedliche Regionen innerhalb dieser Gebilde, die jeweils auch immer ihren eigenen Charme mitbringen.
Und mal ganz unter uns:
Die auf engem Raum eingepferchte Elektrizität zeigt nachts auch etwas, was durchaus sehenswert ist.
Metropolen und ich
Ja, mit meinem Verhältnis zu Metropolen möchte ich diesen Beitrag abschließen.
Ich habe ein ganzes Stück weiter oben schon angedeutet, dass sich das im Laufe der Zeit gewandelt hat.
Ich bin Gott sei Dank immer noch am Altern. Und im Laufe der Jahre bin ich sowohl bequemer, als auch anspruchsvoller geworden. – Das kann durchaus Hand in Hand passieren, denn die Zuordnung ist Ansichtssache.
Das Tempo der Großstadt, der Lärm und auch der Dreck sind Zeit meines Lebens Alltag.
Doch, ob ich will oder nicht, hinterlässt das auch Spuren. – Ganz egal wie ich an sich zur Großstadt stehe.
Ich liebe Berlin. Das wird auch immer so bleiben. Hier bin ich geboren.
Dennoch keimt schon lange in mir die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden – innerem Frieden.
Es bleibt bei erhöhter Geschwindigkeit und einem Überfluss an Eindrücken so viel Wertvolles auf der Strecke.
Wir hasten aneinander vorbei statt miteinander zu leben.
Das mag drastisch ausgedrückt sein, spiegelt aber mein Empfinden des Ganzen wider.
Wie ich damit umgehe, ist hier glücklicherweise nicht gefragt. Das wäre mir auch zu persönlich, um darauf zu antworten.
Ich will das Gefühl trotzdem erwähnen, weil ich denke, dass es vielen so geht. – Auch wenn ein großer Teil das gar nicht gerne zugeben würde.
Ich habe viele Leute nach Berlin kommen und auch schnell wieder gehen sehen. Ein Leben hier ist anders als ein Kurzaufenthalt oder Urlaub. Es hat seine Vor- und Nachteile.
So oder so: Ick liebe Dir!