Am heutigen 2. Advent soll es um ein Thema gehen, das ich dieses Jahr schon ein paar Mal im Blog erwähnt habe.
Nicht zuletzt am Tag der Freundschaft.
Trotzdem habe ich mich immer brav darum gedrückt, auf das Thema genauer einzugehen.
Warum?
Nun, zunächst einmal mit Absicht!
Das hatte zwei Gründe:
Zum Einen bin ich der Meinung, dass das ein Thema ist, das einen besonderen Rahmen braucht, weil es sehr elementar und groß ist.
Des Weiteren wusste ich, dass die folgenden Fragen noch vom letzten Jahr übrig waren und habe deshalb – das muss ich zugeben – extra damit gewartet.
Dass ausgerechnet zwei Menschen, die ich für mich ganz persönlich mit diesem großen Wort in direkten Zusammenhang bringe, mir zu diesem Thema Fragen gestellt haben, finde ich nur allzu passend.
Doch ich will Dich gar nicht weiter auf die Folter spannen.
Heute soll es um Freundschaft gehen. Und die Fragen hierzu lauten wie folgt:
Ulrike fragt:
„Was bedeutet für Dich Freundschaft?“
Ingo fragt:
„Hast Du Erwartungen an eine Freundschaft? Welche?“
Was bedeutet mir Freundschaft?
Es fällt mir nicht leicht darüber zu schreiben ohne feuchte Augen zu bekommen. Denn Freundschaft spielt in meinem Leben – und gerade in den letzten ca. zwei Jahren – eine sehr große Rolle!
Die Bedeutung wirklich in Worte zu fassen, die dem, was ich empfinde, gerecht werden, halte ich für schlicht unmöglich. Doch ich gebe mein Bestes, um es so nah wie möglich daran zu schaffen.
Zu Freundschaft allgemein
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass Freundschaft nichts mit dem alltäglichen Missbrauch des Wortes gemein hat, wie beispielsweise in Sozialen Netzwerken.
Einen Kontakt direkt als „Freund“ zu betiteln pervertiert unseren Sprachgebrauch genauso wie die inflationäre Verwendung von „Ich liebe Dich“.
Am Tag der Freundschaft schrieb ich:
„Denn Freundschaft ist zusammen mit der Liebe das, was unser Leben mit Licht, Wärme und Kraft erfüllt!“
Und daran halte ich fest!
Freundschaft und Liebe sind in meinen Augen die Grundpfeiler eines erfüllten Lebens.
Genauso groß wie die Bedeutung dieser an sich schlicht wirkenden Zeichenketten ist, so selten sind sie in der Form, wie ich sie in meinem Wertesystem sehe, auch zu finden.
Wobei „finden“ eine Suche impliziert, was vollkommener Unsinn ist.
Denn sowohl die Liebe als auch die Freundschaft lassen sich nicht aktiv suchen. Es geschieht, es kommt zu Dir.
Freundschaft und ihre Bedeutung für mich
Nun, rein mathematisch hat mir genau ein Drittel derer, die ich „Freunde“ nenne, die Fragen gestellt, die ich hier gerade zu beantworten versuche.
Ich bin der Meinung, dass ein Mensch auch nicht wirklich viele Menschen ehrlich und aus tiefsten Herzen „Freund“ nennen kann!
Diese Menschen und die Freundschaft zu ihnen bedeutet mir wahnsinnig viel.
Ich habe, wenn ich das mal verbildlichen darf, sozusagen vier Stufen auf einer Treppe, auf der ich Menschen im übertragenen Sinne platziere oder einordne.
Das mag makaber oder kategorisch klingen, hat in meinen Augen aber nichts negatives. Ich bin nur ein Fan klarer Werte. Und der Weg zu dieser Klarheit hat mehr als drei Jahrzehnte in seiner Findung und Klarheit gebraucht. Denn man lernt nie aus, aber stetig dazu.
An erster Stelle – oder auf der ersten Stufe – stehen mein Sohn und meine Partnerin.
An zweiter Stelle folgen die Menschen, die ich „meine Freunde“ nenne.
Auf Stufe drei stehen all diejenigen, die ich gerne habe und nicht zu den bisher genannten gehören.
Hierauf folgen alle übrigen Menschen.
Jetzt magst Du vielleicht noch nach dem Begriff der Familie fragen.
Nun, Familie ist etwas, das für mich abseits dessen ihren eigenen Wert hat. Deshalb möchte ich sie da auch gar nicht erst versuchen einzuordnen.
Freundschaft ist etwas für mich, das sich weder in Zahlen, noch in anderen Werten bemessen lässt. Sie ist etwas elementares.
Freundschaft und Partnerschaft
Eine echte Freundschaft gleicht meiner Meinung nach einer Partnerschaft in sehr vielen Dingen. Es sind prinzipiell Kleinigkeiten, die beides trotzdem klar voneinander trennen.
Freunde VS Partner(in)
Auch wenn danach nicht explizit gefragt wurde, möchte ich darauf eingehen.
Denn Ede hatte in den Kommentaren hier im Blog neulich die Problemstellung aufgeworfen, sich zwischen Freunden und einer Partnerin / einem Partner entscheiden zu müssen.
Das ist die eine Art wie beides aufeinander treffen kann.
Nun, ich denke, dass jeder Mensch individuell Prioritäten für sein Leben und die Menschen, die darin eine Rolle spielen, setzt.
Ich für meinen Teil bin da ziemlich klar und mache auch keinen Hehl daraus. Das Stufenbild spricht für sich.
Dennoch denke ich, dass es eigentlich nie zu dieser Wahl kommen kann.
Warum?
Ich denke, dass jeder Mensch intuitiv – so er denn zu einer solchen Entscheidung getrieben wird – diese längst getroffen hat. Es ist ggf. nur noch notwendig sich dieser Entscheidung bewusst zu werden, sie auszusprechen und die Konsequenzen zu ziehen.
Es ist durchaus möglich, dass Freunde und Partner(in) sich nicht vertragen. Doch ich denke, dass es nicht zwingend notwendig ist, deshalb jemanden aus seinem Leben zu verbannen.
Das ist, wie ich finde, situativ zu sehen. Es gibt die unterschiedlichsten Konstellationen. – Und für jede gibt es eine Lösung.
Meine ganz persönliche Priorität liegt in der Partnerschaft. Das ist die letzte Bastion meiner Gefühle, eine ganz persönliche Festung, die jedem Sturm widerstehen soll.
Wenn aus Freundschaft Liebe wird
Auch das ist eine Möglichkeit wie Freundschaft und Partnerschaft miteinander zusammenhängen können.
Und ich glaube, dass das gar nicht mal so selten ist, wie ich bis vor einer Weile selbst noch gedacht habe.
Doch der Punkt ist, dass das Band zwischen wirklichen Freunden und Partner(inne)n gar nicht so unterschiedlich ist. Für beide empfindet man Liebe.
Nur mit dem feinen Unterschied, dass in der Freundschaft keine Sexualität stattfindet.
Ich für meinen Teil kann jedenfalls nur positives über diesen Zusammenhang reden.
Was für Erwartungen habe ich an Freunde?
Nun, ich denke, dass ich an Freunde keine anderen Erwartungen habe als an andere Menschen.
Der Punkt ist, dass Freundschaften dort entstehen können, wo man sich verstanden fühlt. Unter anderem weil eben jene Erwartungen dort erfüllt werden oder in größerem Maße als es bei Otto-Normal-Kontakt der Fall ist.
„Was erwarte ich also von einem Menschen?“ trifft es folglich eher.
Ich erwarte eigentlich zwei Dinge: Vertrauen und Verlässlichkeit. Beides in beide Richtungen. Und ja, Verlässlichkeit schafft auch wieder Vertrauen.
Es sind einfach für mich zwei grundlegende Dinge im Miteinander.
Und alles andere, was man Freundschaften oft attestiert, ergibt sich meiner Meinung nach aus diesen beiden.
Letztlich kann ein gesundes Miteinander nur dann entstehen, wenn wir uns nicht nur dessen bewusst sind, was wir erwarten, sondern auch dem, was wir geben möchten. Das Ergebnis dieses Abgleichs schafft die Basis, wenn beide Seiten gleich empfinden.
Damit sind der Worte genug gesagt, denke ich. Und mir bleibt nur noch eins: Dir und Deinen Lieben einen schönen 2. Advent zu wünschen.
Was für ein wundervoller Beitrag. DANKE, Gregor.
Deine Reihenfolge kann ich nachvollziehen. Wobei auch sofort der Impuls da war, die Familie zu thematisieren. Dass Du diese separat einordnest, liefert dann ja bereits die Erklärung.
Dass mit der Erwartung an Freundschaften, an Menschen finde ich oft — herausfordernd. Für mich persönlich. Wann wird eine Erwartung zu einer Bedingung, ohne deren Erfüllung das, was ist, nicht (mehr) sein kann? Wann kippt das, wann fordern oder überfordern wir uns Menschen, Mitmenschen, Freunde?
Gibt es bedingungslose Freundschaft, bedingungslose Liebe? — Vor allem, wenn wir uns ja auch selbst ein guter Freund, ein guter Partner sein wollen?
Vertrauen und Verlässlichkeit jedenfalls sind auch für mich wichtige Werte. Sehr wichtige. Und selbstverständlich deren — gelebte — Auslegung. Ob etwa ein Freund sich verspätet oder nicht, ist mir relativ egal. Das würde ich, auch aufgrund eigener Schwächen (grins), weniger gewichten und wahrscheinlich auch weniger der Verlässlichkeit in meinem Sinne zuordnen. Wichtig ist, dass Freunde einfach da sind, in guten und weniger guten Zeiten. Wichtig sind selbstverständlich auch gemeinsame Interessen.
DANKE noch einmal für diesen schönen Beitrag, Buddy.
Dir und Deinen Lieben weiterhin einen schönen 2. Advent.
KLOPP
Ingo
Danke für die lieben Worte, Holly!
Tja, wann kippt ein Gefühl, eine Verbindung? Ich denke, dass eine Waage da ein adäquates Bild abgibt – positiv wie negativ. Sie kippt, wenn auf einer Seite schwerwiegendere Dinge liegen als auf der anderen. Jegliche Maßeinheit ist dabei nicht allgemein gültig, sondern durchaus sehr individuell.
Nun, Verlässlichkeit hat viele Aspekte. Wie strikt man sie auslegt, ist wieder einmal individuell. Pünktlichkeit ist nur ein Teilaspekt. Mir persönlich ist sie sehr wichtig und ich schätze Pünktlichkeit auch hoch, wenn ich sie erfahre. Andererseits trägt die Waagschale auch viele andere Dinge.
Dir und den Deinen auch einen schönen Restadvent, Holly!
LG
Gregor
Ich möchte dazu etwas sagen, nein schreiben.
Geht nicht, es steht alles in Gregors “Geschreibsel” und auch dazu in Ingo´s Kommentar.
Innerlich bin ich ganz genau bei Dir Gregor.
Mehr habe ich dann doch nicht beizufügen.
Schönen Advent und Vor-Weihnachtszeit.
Liebe Grüße von UNS aus Hamburg
Holger
Hallo Holger,
vielen Dank!
Dir und Deiner Lieben wünsche ich auch eine besinnliche wie fröhliche Adventszeit!
LG aus Berlin
Gregor