Das Ende von Google+

Mit Google+ schließt Google nicht nur ein Social Network, sondern beendet für mich persönlich auch eine Ära.

Deshalb möchte ich ein paar Worte dazu verlieren und in Erinnerungen schwelgen.

Wenn ich mich nicht verrechnet habe, bin ich bei Google+ seit 2011 registriert. Ich habe mir damals mein erstes Smartphone gekauft und bekam von einem damaligen Kollegen eine Einladung zum Netzwerk.

Facebook kannte ich zu diesem Zeitpunkt schon länger und war nicht mehr aktiv, weil mich die Flut an Nachrichten und der mangelhafte Datenschutz nervten.

Es fühlte sich wie ein kompletter Neueinstieg in die Welt von Social Media an. Und die Art der Stream-Gestaltung, die aktiv passieren musste, war genauso gewöhnungsbedürftig wie angenehm und neu.

Ich hatte einige Startschwierigkeiten und kam erst nach einer Weile zu sinnvollen Kontakten (Kreislingen). Der Einstieg war das Thema Fußball, über das ich an Philipp Steuer geriet, der eine Gruppe zu dem Thema aufzog und schließlich damals für Google als Community Manager zu arbeiten begann.

So lernte ich auf der einen Seite rasch und viel über das Netzwerk und gleichzeitig knüpfte ich über den Austausch in der Gruppe Kontakte, von denen manche bis heute bestehen – so zum Beispiel Broti.

Die Liste der Kontakte wuchs und wuchs. Und schnell war Google+ mein Dreh- und Angelpunkt im Surfverhalten. Ich bezog darüber meine Nachrichten, fand Informationen zu meinen Interessen und tauschte mich aus.

Dieser Austausch führte dazu, dass ich auch meine lange angestaubte Idee eines eigenen Blogs wieder aufgriff. Dass Du hier lesen kannst, ist also auch eine Folge von meiner Teilnahme an Google+. :-)

Eine weitere Folge waren und sind Kontakte abseits der digitalen Welt. Alle aktuell unter „Echt jetzt“ aufgeführten Fotos wurden mit lieben Menschen aufgenommen, die ich zuerst über Google+ kennengelernt habe.

Leser und eifriger Kommentator Broti mit meiner Wenigkeit bei seinem Berlinbesuchm
Mit Broti

Auch meine Zeit mit den „Die Wundertypen“ und unser gemeinsames Konzert sind Folge meiner Aktivität auf Google+ gewesen. Broti besuchte Berlin und wir trafen uns. Am Abend dann besuchten wir gemeinsam eine Bandprobe und so wurde ein Grundstein gelegt, dessen Auswirkungen damals wohl keiner von uns erahnen konnte.

Und nicht zuletzt habe ich auch meine Freundin über diesen Weg kennenlernen dürfen. Der erste Kontakt passierte zwar über Facebook, aber dort wurde ich nur auf Grund meiner Bloggerei wieder aktiv und indirekt vernetzt waren wir auf beiden Netzwerken über gemeinsame Kontakte, die ich zunächst über Google+ geknüpft hatte.

Der Anfang vom Ende

Mit der Zeit nahm Google diverse Veränderungen an seinem Netzwerk vor. Es wurde in alle möglichen anderen Google-Dienste integriert und so für viele zum Zwang. Beispielsweise mussten alle reinen YouTuber von heute auf morgen ein Google+-Profil haben. – Das war natürlich Gift für das Produkt und hat meiner Meinung nach auch das Ende herbeigeführt.

Denn auf der einen Seite hatte man protestierende User, die so nie teilnehmen wollten und sich von Google erpresst fühlten, weiterhin gab es aktive User, die dem Netzwerk deshalb den Rücken kehrten, und dann gab es noch die, die sich dort vorher schon tummelten und nun mit einer Flut neuer User und derer Marketingstrategien konfrontiert sahen. Die Konsequenz war die bald folgende Nachrede als Geisterstadt.

Dass dies der Anfang vom Ende sei, wurde schnell laut. Ich selbst habe es nicht glauben wollen. Ich habe hier damals sogar einen Beitrag dazu geschrieben: Geisterstadt+ oder ein Plus im Social Web?

Ein roter Geist mit Plus im Gesicht und drei halbtransparenten Fragezeichen über ihn gelegt
Google+ eine Geisterstadt?

Vielleicht lagen die Kritiker damals mit den Gründen für das langsame Sterben nicht ganz richtig. Und auch heute finde ich manche der Argumente von einst immer noch unschlüssig. Womit sie allerdings richtig lagen, war der Niedergang des Netzwerkes.

Google versuchte die richtige Konfiguration für den Defibrilator zu finden

Google hat im Laufe der Jahre dann mit allen möglichen Neuerungen versucht, dem Netzwerk neues Leben einzuhauchen. Jedoch bringt Innovation um der Innovation Willen niemanden voran. Führungskräfte wechselten, doch der Ansatz blieb Aktivität zu provozieren und sich der Konkurrenz ein Stück anzugleichen.

Es ist schade um einen guten Ansatz und ein einst schönes Netzwerk.

Eine lange Beerdigung

Ich habe mich vor ein paar Jahren Stück für Stück aus der aktiven Teilnahme an Google+ verabschiedet. Dies hatte ausschließlich persönliche Gründe und keineswegs mit dem Netzwerk als solches oder der Mechanik dahinter zu tun.

Was ich in dieser Zeit und bis heute allerdings feststellen musste, war, dass sich auch Google nicht mehr sonderlich aktiv um das Netzwerk gekümmert hat. Die Flut an Inhalten, die gegen die Regularien, Gesetze und den guten Geschmack verstoßen, wurden immer mehr.

In harmlose Gruppen wurden mehr pornografische Inhalte hineingespült als alles andere. Anfangs habe ich noch versucht mit dem Melden der Beiträge etwas dagegen zu unternehmen. Aber das war ein Kampf gegen Windmühlen.

Stück für Stück verwahrloste das Netzwerk und ich persönlich fühlte mich als Nutzer alleingelassen.

Grafik: Im Hintergrund ein Grabstein für Google+ in einer Landschaft. Davor mein trauriges Comic-Ich.
Ruhe in Frieden Google+

Seit der Bekanntgabe, dass Google+ eingestellt wird, ist es immer stiller geworden. Über den Blog schaue ich ja doch immer wieder mal rein.

Erst gab es rege Diskussionen, ob es wirklich so gemeint sei von Google, dann wurden Nachfolger diskutiert.

Für den privaten Bereich scheint mir MeWe ziemlich weit vorn zu liegen. Jedenfalls ist es bei meinen Kreislingen in aller Munde. Ich habe mich dort privat mal registriert, bin aber noch nicht wirklich aktiv und überzeugt. Im Moment erscheint es mir als halbfertiges Produkt, das noch einige Lücken aufweist. Ob ich dort eines Tages eine Seite für Gregors Blog anlegen werde, weiß ich noch nicht.

Das Ende von Google+ und die Folgen für Gregors Blog

Denjenigen, die meinem Blog auf Google+ folgen, habe ich heute eine Nachricht angepinnt.

Doch auch hier möchte ich kurz noch etwas dazu sagen.

Ab dem 28. Januar kann ich nicht mehr dafür garantieren, dass der KaffeeSatz auch auf Google+ erscheint. Das liegt einfach daran, dass Google die Unterstützung zum Einspeisen von Beiträgen aus anderen Tools schon vor der Einstellung von Google+ einschränkt und beendet. Und da ich den KaffeeSatz über ein externes Tool verteile, bin ich auf solche Schnittstellen angewiesen. (Auf Facebook und twitter erscheint der KaffeeSatz wie gewohnt weiter.)

Zitat von Walter Ludin: „Ohne Abschied gibt's kein Wiedersehen.“
Gregors KaffeeSatz

Spätestens ab dem 28. Februar wird es von meiner Seite wahrscheinlich keine Beiträge mehr auf Google+ geben.

Auch hier möchte ich mich bei allen meinen Kreislingen auf Google+ bedanken – für eine lange und schöne gemeinsame Zeit, für das Kommentieren, Plussen, Teilen. Danke!

Auch wenn ich keine rettenden Ideen für Google+ parat habe, sehe ich dem Ende mit Wehmut entgegen. Ich hatte dort eine tolle Zeit und habe viele nette Menschen kennengelernt.

Ich hoffe die Google+ User auf anderen Netzwerken wieder zu treffen! :-)

In diesem Sinne: Es war schön, habt lieben Dank für alles!

Danke in verschiedenen Sprachen
Vielen lieben Dank!
Quelle: pixabay
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Comic-Bild Gregor

Über den Autor

Ich bin Fachinformatiker, Berliner und ganz offensichtlich ein verrückter Blogger. Je nachdem überwiegt das ein oder andere.

Wer mehr über mich erfahren möchte, kann dies auf der „Über mich”-Seite tun, das Kontaktformular nutzen oder mich in einem der sozialen Netzwerke aufsuchen:

1 Kommentare zu „Das Ende von Google+

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